„Was uns bewegt“ – ein Film, der Freundschaft, Mut und Inklusion spürbar macht
- lea42502
- 17. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Sept.
Vor kurzem habe ich den Dokumentarfilm „Was uns bewegt“ von Oliver Stritzke gesehen, da ich dankenswerterweise als Expertin in eigener Sache und als Gründerin von handicaptation.de von Tobias Weber, der Motor des Filmprojekts ist, und Oliver Stritzke, dem Regisseur des Films, zum Filmgespräch in Potsdam eingeladen wurde. Ich wusste zunächst gar nicht, was mich erwartet aber der Film hat mich sehr berührt, mir wieder Lust auf neue, eigene Projekte gemacht und mich einfach mit seinem guten Humor auch oft zum Lachen gebracht. Der Film erzählt die Geschichte von Tobias, der mit seinen Freund*innen, einem speziellen Geländerollstuhl und einer Reihe nötiger Hilfsmittel den Jakobsweg meistert. 256 Kilometer – eine Strecke, die für viele Menschen ohne Behinderung schon eine Herausforderung ist, aber für das Team mit und um Tobias zu einer ganz besonderen Erfahrung wird.

Es sind die Momente der Freundschaft, des Miteinanders und der gegenseitigen Unterstützung, die diese Reise möglich machen. Es geht nicht nur um eine besonders gute Tat von besonders gute Menschen, sondern um ein Abenteuer einer Freundesgruppe, bei der einer zufällig im Rollstuhl sitzt. Hier stellt sich nicht die Frage, ob er dabei ist, sondern wie es gelingen kann. Er ist der „Antreiber“ der Gruppe, er war der Grund, diese Herausforderung wirklich anzunehmen. Der Film zeigt gut, wie es dann eben doch immer wieder geht, Grenzen zu verschieben und das Unmögliche möglich zu machen. Auch ich hatte schon einige solcher einmaligen Erlebnisse, von denen ich nicht dachte, dass sie Realität werden könnten. Der Jakobsweg steht jedoch bisher noch auf meiner Liste.
Open Air-Filmgespräch in Potsdam
Am 9. Juli durfte ich dann selbst Teil eines besonderen Abends sein: Im Waschhaus Potsdam fand ein Open Air-Filmgespräch zu „Was uns bewegt“ statt. Anschließend gab es die Vorführung des Films. Ich war als Lea, Gründerin von handicaptation.de, eingeladen, gemeinsam mit Dr. Tina Denninger (Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung der Landeshauptstadt Potsdam), Nina Waskowski (Einzelfallhilfe Manufaktur Potsdam), Grit Schneider (Oberlinhaus, Erasmus-Förderung), Karl Bittrich (Auszubildender Oberlinhaus), der dank Erasmus ein Praktikum in Vicenza, Italien, absolvieren konnte und natürlich Oliver Stritzke als Produzent des Films. Tobias Weber konnte wegen des langen Anfahrtswegs leider nicht dabei sein.

In unserem Gespräch ging es um die Themen Reisen, Mut, Freundschaft, Inklusion, aber auch Finanzierung und Assistenz. Es war ein lebendiges Gespräch, in dem jede*r von uns eigene Erfahrungen einbringen konnte – fachlich, persönlich, praktisch. Ich erzählte beispielsweise von der einen oder anderen wilden Festivalerfahrung mit Freund*innen und meinen zehn Wochen, die ich mit Assistenz während des Studiums in Helsinki, Finnland verbracht hatte. Ich sprach aber auch von der Problematik der Finanzierung von Assistenzkräften auf Reisen und wie schwer es mittlerweile ist, gute Assistent*innen zu finden. Besonders schön war, dass wir auf ein begeistertes und interessiertes Publikum getroffen sind, das nicht nur zugehört, sondern auch mitgefiebert und applaudiert hat.

Mein Fazit
Für mich war dieser Abend ein echtes Highlight. Ich habe gespürt, dass „Was uns bewegt“ nicht einfach nur ein Film ist, sondern ein Impulsgeber – für Gespräche, für neue Ideen und für den Mut, eigene Wege zu gehen. Ich nehme mit: Mit Freundschaft, Vertrauen und einer Portion Abenteuerlust lassen sich Barrieren überwinden – auf dem Jakobsweg genauso wie im Alltag. Jedoch hätte Tobias, für meinen Geschmack, an manchen Stellen etwas mehr „auf den Tisch hauen“ können und sich mit seiner Meinung gegenüber seiner Freund*innen klarer positionieren können. Ohne ihn wäre das schließlich alles nicht möglich gewesen und er muss sich zu keinem Zeitpunkt hinter seiner Behinderung verstecken. Außerdem wäre diese Reise mit Assistenzkräften wahrscheinlich wesentlich schwerer realisiert und finanziert werden können. Das möchte ich an dieser Stelle noch einmal dazu sagen, um die Geschichte besser einzuordnen und den Realitätsbezug nicht zu verlieren. Trotz allem: Ein unglaubliches Abenteuer bleibt eben ein unglaubliches Abenteuer. Vielen Dank, dass ich ein kleiner Teil davon sein durfte und nur die besten Wünsche an Tobias und Oliver!
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