Die Idee
Nach Köln wollte ich schon lange mal, das war sozusagen ein Traum. Das Leben hatte mir in 19 Jahren außerdem so in die Karten gespielt, dass die meisten meiner Freunde sehr weit weg, zum Beispiel im Bundesland NRW, wohnten. Mit zwei von ihnen war ich vor ein paar Wochen erst aus Spanien zurückgekommen, die dritte war eine meiner besten Freundinnen, die ich leider viel zu selten zu Gesicht bekam.
Das sollte sich jetzt ändern, denn mich hatte das Fernweh gepackt! Ich wollte raus aus diesem Loch, was sich mein Zu Hause nannte. Und auch wenn ich unglaublich gerne zu Hause war, jetzt konnte ich es gerade nicht mehr sehen.
Zum Glück hatte mein Vater noch ein paar Tage frei. Aus diesem Grund machte ich mir wenig Sorgen, dass mein Vorhaben den Bach runtergehen könnte. Wir waren für Spontanität bekannt, wie letztes Jahr bewiesen, als wir einfach mal so ein paar Tage in Prag verbrachten. (siehe Bericht)
In diesen Tagen, bevor der ganze Stress wieder losging, noch etwas schönes zu erleben, war für uns wichtig. Also gründete ich die Whatsapp-Gruppe mit dem Namen “Kölle” und ziemlich schnell wurde folgendes klar: 1. Wir würden von Samstag bis Dienstag verreisen. 2. Ich würde bei Marie, meiner “Kölner besten Freundin” schlafen können. 3. Elena arbeite im Musical-Dome und konnte uns somit günstigere Tickets für das, derzeit so angesagte, Musical Bodyguard besorgen. 4. Freddy (Mit Elena und ihm war ich in Spanien.) würde extra aus Bocholt kommen, um uns zu sehen, mit eigenem Auto.
Es lief also alles ziemlich gut. Als Verkehrsmittel wählten wir diesmal das Auto, damit waren wir schneller und flexibler, mussten keine Angst vor Verspätungen oder Zugausfällen haben und die Parkplatzsituation war durch den Hotelparkplatz auch geklärt.
Ach ja, das Hotel: Für meinen Vater und Freddy buchte ich jeweils ein Zimmer im ibis Hotel Köln Centrum, das nicht mal ganz 10 Minuten Fußweg von meiner Bleibe bei Marie entfernt war. Das war eine gute Übung für meine anstehende Ausbildung als Kauffrau für Tourismus und Freizeit. Das Hotel verfügt definitiv über rollstuhlgerechte Zimmer, da ich für Freddy eins erfragt hatte, Auskunft über die Anzahl dieser Zimmer kann ich allerdings nicht geben.
Tag 1
11:00 Uhr morgens: Es konnte losgehen. Nächster Halt: ibis Hotel Köln Centrum. Dort würden wir uns mit Freddy treffen, dann würde es zu Marie gehen.
Für heute Abend hatte ich einen Tisch im Brauhaus Gilden im Zims bestellt, um das typische Kölsch zu trinken.
Doch jetzt stand meinem Vater und mir erst einmal eine lange Autofahrt von etwa vier Stunden, bei gutem Verkehr, bevor. Ein spannendes Hörbuch, welches die Zeit auf der Hin- und dann auch auf der Rücktour überdauerte und die zahlreichen Drive Ins waren Gründe dafür, dass die Zeit wie im Flug verging. Gegen 15:00 Uhr schon waren wir am Hotel. Das erste, was unangenehm auffiel: Ein Parkplatz in der Tiefgarage des Hotels kostete pro Tag über 10 €. Das Auto würden wir aus diesem Grund wohl bei Marie parken.
Freddy bog auch gerade mit einem schicken, auf Handbetrieb umgebauten, Wagen in die Einfahrt der Tiefgarage ein. Das war echt ziemlich erstaunlich.
So bezogen beide ihre Zimmer, in einer halben Stunde wollten wir uns an der Rezeption treffen und dann zu Marie “laufen”, die schon auf uns wartete.
Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass mein doch relativ schmaler Rollstuhl kaum in das nicht rollstuhlgerechte Zimmer meines Vater passte. Mittlerweile war ich anscheinend wirklich auf spezielle Gegebenheiten angewiesen. Wie deprimierend!
Etwa 16:15 Uhr waren wir alle bei Marie angekommen. Sie wohnt in einer WG mit drei Läufern. Tja, manchmal ist Inklusion einfach völlig unkompliziert! Die Wohnung gefiel mir, absolut barrierefrei und trotzdem stilvoll. Hier würde ich auch gerne einziehen. …
Nachdem wir die neusten Ereignisse bequatscht hatten und jeder jeden kannte, ging es mit der Straßenbahn ins Gilden im Zims “Heimat kölscher Helden” . Schließlich waren wir hier in Köln und ganz ehrlich, wir hatten es uns verdient. Hinter uns allen lagen ein paar harte Tage. Nach diesem Abend kann ich mit Sicherheit sagen: Ich liebe Kölsch!
Die Straßenbahnhaltestelle war mit dem Rollstuhl gut erreichbar, die Wege waren hier asphaltiert und ebenerdig. Der Einstieg stellte hier kein größeres Problem dar, auch wenn ich natürlich von meinem Vater unterstützt wurde.
Nach einem wirklich vorzüglichen Abendessen und dem einem oder anderem Bier verschlug es uns dahin, wo es mich persönlich in einer fremden Stadt immer zuerst hin verschlägt: ins Hard Rock Café! Nachdem das T-Shirt ausgewählt und gekauft war, setzten wir unsere Tour fort.
Was mich an Köln erstaunte, alles lag irgendwie nah beieinander, trotz. Wenn ich von Potsdam aus einen Freund in Berlin besuchen wollte, konnte ich, je nachdem, schon über eine Stunde rechnen!
Unser nächster Halt war der berühmte Kölner Dom, anschließend die Hohenzollernbrücke, an die Freunde und Verliebte unzählige dieser Schlösser gehängt hatten, wir nicht. Vielleicht ja beim nächsten Mal!
Anschließend konnten wir auch schon einen Blick auf den Musical Dome werfen, wo uns morgen das Musical Bodyguard erwarten würde. Auf dem Platz rund um dem Dom und allgemein in der Innenstadt hatte man konstant mit einer geringen Steigung zu kämpfen!
Den Tag ließen wir im Café Extrablatt bei einem Cocktail ausklingen. In Potsdam und Berlin gehört die Kette jetzt zu meinen liebsten Lokalen. Hier gefiel es uns so gut, dass wir einen Tisch für den nächsten Morgen reservierten. Wir wollten uns hier mit Elena zum Brunch treffen.
Mit der Straßenbahn fuhren wir wieder zu Marie, Freddy stieg schon vorher aus, um schneller zum Hotel zu gelangen.
So ging ein verdammt anstrengender aber auch unglaublich toller Tag zu Ende. Und morgen würde es genauso ereignisreich weitergehen. Das war ein tolles Gefühl!
Tag 2
Zwar nicht allzu lange geschlafen, dafür extrem gut geschlafen. Alles, was mich bis vor zwei Tagen noch genervt hatte, war heute wie weggewischt. Frühstück war nicht notwendig, wir würden ja jetzt mit Elena brunchen.
Auch wenn unser Urlaub erst ein paar Wochen her war, meine Freunde, sie wiederzusehen, war extrem groß!
Mit der Straßenbahn fuhren wir wieder in die Innenstadt und von da aus zum Café Extrablatt. Wir kamen fast gleichzeitig mit Elena an. Das Wiedersehen war wunderschön! Zur Feier des Tages bedienten wir uns am All-you-can-eat-Buffet. Es war 11:00 Uhr morgens. Auch wenn diese Lokalität nicht ganz günstig war, hier erlebten wir einen Hochgenuss und das bei herrlichem Wetter! Leider aber ohne Behindertentoilette, die fanden wir erst zwei Restaurants weiter.
Nachdem wir ein tolles, ausgedehntes Frühstück genossen hatten, war es mittlerweile 13:00 Uhr.
Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, uns den Dom von innen und auch nochmal von außen zu betrachten und im Dom-Shop Souvenirs zu kaufen.
Anschließend fing Elenas Schicht im Musical Dome an, wir würden bald hinterher kommen, denn heute Stand unser Besuch beim Musical Bodyguard an. In der Zwischenzeit gönnten wir uns eine Abkühlung im Kölner Hauptbahnhof, es war heiß. Außerdem benötigten wir alle mal das Stille Örtchen, an Hauptbahnhöfen ja bekanntlich kein Problem!
Später ging es dann für uns endlich auch ins Theater zur Musical-Vorstellung. Wir hatten durch Elena nicht nur günstigere Karten bekommen, sondern es spielte auch die Erstbesetzung und wir saßen in der ersten Reihe. Das lag aber wahrscheinlich an der Anordnung der Rollstuhlplätze.
Keine Sorge! Die Treppe war nicht als barrierefreier Eingang gedacht
Was für ein Fest! Das Musical faszinierte uns alle ziemlich, tolle Musik, tolle Schauspieler und eine unglaubliche Bühnenshow.
Ein paar Fakten zur Show:
Die Begleitperson ist hier NICHT frei.
Das Musical hat eine Lauflänge von etwas über 2 Stunden.
Es gibt eine Pause von einer halben Stunde.
Auf den Rollstuhlplätzen in der ersten Reihe ist es ziemlich laut.
Für alle Spastiker unter euch: Am Anfang gibt es einen lauten Knall, sonst ist das Musical aber ohne viele Schreckmomente.
Fazit: Das Musical hat eine tolle Show, tolle Musik, ein tolles Bühnenbild und tolle Effekte zu bieten. Natürlich sollte man der Musik von Whitney Houston nicht ganz abgeneigt sein. Die Karten sind im Normalpreis knapp unter der 100 € – Grenze zu finden, je nach Kategorie. Es gibt natürlich auch günstigere Karten. Für Rollstuhlfahrer oder andere Personengruppen mit einem B im Ausweis gibt es lediglich eine Ermäßigung, keine freie Begleitperson. Schade ist auch, dass man beim Kartenkauf nie erfährt, ob die erste oder die zweite Besetzung spielt. Trotzdem hat sich das Musical für uns gelohnt. Wenn man der Stadt Köln sowieso mal ein Besuch abstatten möchte, sollte man beides miteinander verbinden. Anderenfalls, wenn man nur wegen der Show dorthin möchte, sollte man vorher gut abwägen.
Achtung: Das Musical Bodyguard läuft nur noch bis zum 27. August 2017 im Musical Dome Köln!
Nach der Vorstellung fuhr Freddy wieder zurück nach Hause, morgen mussten sowohl er als auch Marie wieder arbeiten. Der Tag gehörte also Elena und mir!
Tag 3
Marie musste früh raus aber das hatte ich gar nicht mitbekommen. Ich hatte einfach weiter geschlafen. Nach einem Frühstück mit Spekulatius-Aufstrich und ein wenig Frühstücksfernsehen traf ich mich um 12:00 Uhr mit Elena.
Mit der Straßenbahn fuhren wir wieder in die Stadt und besuchten das “Frittenwerk”, einer Pommesbude der besonderen Art. Über die Barrierefreiheit kann ich nicht viel sagen, denn wir saßen draußen, obwohl das Wetter gar nicht so gut war.
Anschließend gingen wir shoppen, wie sich das an einem Mädels-Tag eben gehört: Zalando Outlet, Globetrotter und die Mayersche Buchhandlung waren unser Ziel. Letzteres hatte mich sehr beeindruckt. Und im Globetrotter konnte man im Wasser Kayaks testen, wie cool ist das denn! Hier gab es übrigens auch eine sehr gute Rollstuhltoilette, die ein wenig an eine Sauna erinnerte…
Abends trafen wir uns mit Marie, genehmigten uns ein Abendessen im Vapiano und sahen uns anschließend im Cinedom den Film “Ein ganzes halbes Jahr” im Kino an. Natürlich waren sowohl Lokal als auch Kino komplett barrierefrei. Hierzu habe ich auch eine Kritik veröffentlicht.
So endete auch der dritte tolle Tag. Aber Freddy, wenn du das jetzt liest: Du hast definitiv gefehlt!
Tag 4
Heute fuhren wir wieder nach Hause. Das Hörbuch hatten wir, auch nach weiteren vier Stunden, immer noch nicht geschafft!
Nach dem wir wieder zu Hause angekommen waren, waren wir uns einig: Köln, gerne wieder!
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