Die Idee
Was sich vor zwei Jahren (siehe Bericht: Sputnik Springbreak 2015) als
ziemliches Jahreshighlight erwiesen hatte, sollte nun keine Eintagsfliege mehr
bleiben. Das Sputnik Springbreak-Festival, eine Veranstaltung meines geliebten
Heimat-Radiosenders MDR Sputnik, hatten wir vor zwei Jahren sauber und
ordentlich und mit gutem Service (Deutsches Rotes Kreuz,
Einkaufsmöglichkeiten auf dem Festivalgelände, Fressbuden, Getränkewagen
etc.) erleben dürfen. Des Weiteren befand sich die Halbinsel Pouch, auf der das
Event stattfand, nur etwas mehr als eine Stunde von meiner Heimat
Lutherstadt Eisleben. Der wichtigste Grund, diese Veranstaltung dieses Jahr
unbedingt wieder wahrzunehmen, war jedoch das unfassbar gute Lineup, also
die Liste der Künstler, die auftreten würden, welches Ende 2016 veröffentlicht
wurde. Kraftklub, Clueso, Materia, Gestört Aber Geil, Alan Walker und viele mehr –
es war, als wäre das Festival vorher genau auf mich zugeschnitten wurden.
Hier musste ich einfach hin! Da war es mir dann auch egal, dass die Karte 129
€ kosten sollte und der Preis somit, im Vergleich zu 2015, um 20 € gestiegen
war. Ganz ehrlich: Wenn ich mir für jedes dieser Konzerte ein Ticket gekauft
hätte, wäre das definitiv teurer geworden.
Mein Entschluss stand also fest! Jetzt musste ich nur noch eine passende
Begleitung finden, denn Dimi, mein perfekter Begleiter von 2015, fiel leider
aufgrund von Prüfungen weg. Also zimmerte ich einen kleinen Beitrag
zusammen: Ein ansprechender Text, ein schönes Urlaubsfoto und der Klick auf
“öffentlich posten” waren die ersten großen Schritte zum Ziel. Bekanntlich geht
heutzutage fast alles über gute Kontakte. So auch hier, denn der Freizeit ohne
Barrieren e.V., der mir schon seit Jahr und Tag während YAT-Reisen immer
tolle Assistenten zur Seite stellte, teilte meinen Beitrag auf seiner FacebookPage.
Er wurde noch viele Male geteilt, unter anderem auch von YAT-Reisen
selbst. So war er für jeden zugänglich, der schon einmal eine dieser Reisen
begleitet hatte oder interessiert war, dies bald zu tun. An dieser Stelle möchte
ich mich noch einmal ganz offiziell und mit ganzem Herzen bei Alex, Nick und
Sascha bedanken, unter denen YAT-Reisen und der FoB stehen. Großartig!
Vielen Dank!
Am selben Tag bestellte ich dann auch noch das Ticket. Ich war fest davon
überzeugt, dass sich die Begleitperson schnell finden würde.
Achtung: Auch in diesem Jahr musste ich nur ein Ticket kaufen, da durch mein
B (Begleitperson) im Schwerbehindertenausweis die Begleitpersonkarte immer
kostenfrei ist. Dieses Gesetz gilt theoretisch bundesweit, nur das Stage Theater
in Hamburg (z.B. Musical König der Löwen) und noch wenige andere
Institutionen halten sich nicht an die Regelung. Hier gibt es dann lediglich
Vergünstigungen.
In den nächsten Tagen füllte sich mein Postfach immer mehr mit Nachrichten
von Interessenten. So schrieb ich hier ein bisschen und knüpfte da neue
Kontakte. Doch ziemlich schnell hatte ich meine Wahl getroffen: Ronja hatte
schon mehrere YAT-Reisen begleitet, wir waren gleichaltrig und sie kam aus
der Nähe von Hildesheim, was nicht zu weit von Eisleben entfernt war.
Doch alles das waren nicht die wirklichen Gründe, warum ich mich für sie
entschieden habe. Natürlich war es ziemlich cool, dass wir beide gleichaltrig
waren. Ich merkte sofort, dass Ronja große Lust hatte, das mit mir zu machen.
Auch einfach deswegen, weil sie selbst noch nie auf einem Festival war. Das
war absolut okay für mich, denn ich wollte nicht meine Behinderung sondern
die Veranstaltung in den Vordergrund rücken. Wir schrieben uns eine Weile,
besprachen die wichtigsten Sachen. Große Gedanken, wie das um Gottes
Willen alles funktionieren sollte, machten wir uns beide nicht. Sehr
sympathisch!
Es war mittlerweile Anfang Mai. Uns war irgendwie der Alltag dazwischen
gekommen. Jetzt mussten wir uns langsam beeilen, wenn wir uns noch einmal
persönlich treffen wollten, bevor es dann endgültig losging.
Gegen meinen ursprünglichen Plan, sich bei mir zu Hause zu treffen, trafen wir
uns in Berlin, wo ich mich oft aufhielt, wenn ich dann doch einmal ein
Wochenende in meiner zweiten Heimat Potsdam verbrachte.
Also rollte ich, gemeinsam mit Friedrich, der mich von der Arbeit abgeholt
hatte, in die immer gleiche S-Bahn, stieg an der immer gleichen Haltestelle
(Charlottenburg) aus und zusammen mit Ronja gingen wir dann in das immer
gleiche Café, das Extrablatt Charlottenburg.
Auch wenn es hier ziemlich laut war und eine anständige Unterhaltung kaum
möglich war, mir war sofort klar, dass das zwischen uns passen würde.
Übrigens: Die Rollstuhltoilette im Extrablatt Charlottenburg war, wenn man sie
mit einem E-Rollstuhl benutzen wollte, wohl kaum komfortabler, als ein
Rollstuhl-Dixi auf dem Festival. Die perfekte Übung!
Nach ein paar Stunden war alles besprochen (eigentlich nicht :)) und wir
verstanden uns super. Es konnte losgehen!
Tag 1 (Freitag, 02.06.2017)
Heute war es dann endlich soweit, das Sputnik Springbreak-Festival startete.
Gegen 11:30 Uhr war Ronja bei mir im wunderschönen Lutherstadt Eisleben.
Hier wollten wir noch einmal die Ruhe genießen, denn die sucht man auf
einem Festival vergeblich.
Meine Eltern waren so gnädig und überließen mir für das Wochenende
unseren Caddy. Das war praktisch, denn hier passten mein Rollstuhl, eine
Kühlbox, Decken, Essen und Trinken sowie zwei Campingstühle problemlos
rein. Theoretisch hätten wir im Kofferraum des Fahrzeugs auch schlafen
können.
Das allerwichtigste zuerst: Ich empfehle euch, auf ein Festival oder eine andere
Großveranstaltung immer einen Rollstuhl mitzunehmen, den ihr nicht jeden
Tag für Schule oder Arbeit benötigt. Das Risiko ist hier einfach größer. Wie
auch schon vor zwei Jahren nahm ich den Rollstuhl mit, an den ich
normalerweise mein Handbike koppelte. Schlussendlich war diese
Entscheidung goldrichtig, denn am Sonntag kam ich mit einem Platten zurück
nach Hause. So muss das sein! Wie es dazu kam, erzähle ich später.
Das sorgfältige Verladen des Rollstuhls lohnte sich kaum, denn ehe wir im
Auto saßen, waren wir auch schon wieder draußen. Der Festival-Einkauf im
REWE stand an. Was durfte auf keinen Fall fehlen? Dass wir auf dem
Springbreak keine essenstechnische Hochkultur fabriziert haben, sollte jedem
klar sein: Brot, Würstchen und Steaks, jede Menge 5-Minuten-Terrinen und
viele verschiedene Soßen. Aber auch ein Glas Nutella durfte nie fehlen. EnergyDrinks,
Cola, Sprite, verschiedene Säfte, Kaffee und natürlich Bier sollten uns
an diesem Wochenende vor dem Verdursten bewahren. Doch auf keinen Fall
sollte man die Bedeutung von Mineralwasser unterschätzen. Ich empfehle
euch sogar einen Wasserkanister, der ist zum Durstlöschen und zum Waschen
gut. Wenn wir schon mal beim Waschen sind: Einmalwaschlappen,
Feuchttücher und Küchenrolle sind neben dem üblichem Duschbad
Pflichtprogramm! Eine große Tüte Strohhalme und Einweggrills noch in den
Wagen und dann konnte es auch schon zur Kasse gehen.
Bei einem Abstecher in den Baumarkt erwarben wir noch zwei Campingstühle.
Warum? An diesem Wochenende hatte ich nur einen manuellen Rollstuhl
dabei, das hieß, keine andere Position der Rückenlehne oder der Fußrasten
möglich, wie beispielsweise im Elektrorollstuhl oder im Bett mit verstellbaren
Lattenrost. Im Zelt hätte ich mich zur Entlastung zwar hinlegen können, doch
das wäre für eine kurze Zeitdauer ziemlich aufwendig. Aus diesem Grund
gönnte ich meinem Rücken einen Campingstuhl. Die positive Nebenwirkung,
der Dosenhalter, bewegte mich noch zusätzlich zum Kauf. Kurzum: Ein
Campingstuhl gehört einfach zum Festival dazu! So konnten meine
“Fußgänger-Freunde” (was für eine dämliche Wortschöpfung) das Leben auch
mal aus der sitzenden Perspektive erleben.
Nachdem wir das Einkaufscenter verlassen hatten und das Auto, trotz Ronjas
eleganten Stapeltechnicken, bis zur Decke vollgepackt war, sollte es nun
endlich losgehen. Die Partystimmung der Halbinsel Pouch war jetzt nur noch
etwa 75 Minuten entfernt. Also los!
Die Autofahrt bis zum Festivalgelände war ziemlich entspannt und ohne
jeglichen Stau. Das war auch gut so, denn kaum waren wir in der Nähe der
Halbinsel angekommen, wurden wir von einem Parkplatz zum nächsten
gescheucht, alle sollten angeblich extra für Rollstuhlfahrer gedacht sein. Wir
standen meistens keine zwei Minuten, ehe uns irgendjemand sagte, dass wir
uns aus Sicherheitsgründen woanders platzieren mussten. Im Laufe der Zeit
bekamen wir dann eine Durchfahrtsgenehmigung ans Auto geklebt, aber auch
die machte die Suche nach einem geeigneten und auch noch erlaubten
Parkplatz nur wenig unkomplizierter. Unser Ziel war es, eine Parkmöglichkeit
nahe der Behindertentoiletten, also der größeren Dixis mit Haltegriff, zu
finden, bei der wir auch gleich unser Zelt aufschlagen konnten. Und
tatsächlich: Nach einer geschlagenen halben Stunde war dieses Ziel erreicht!
Ein Parkplatz auf einer Wiese, nur wenige Meter von den Dixis entfernt, der
auch noch genug Platz für ein großes Zelt bot. Wahnsinn.
Wenn auch ihr diesen Kampf gewinnen wollt, legt euren Parkausweis für
Sicherheitsleute und Kontrolleure gut sichtbar vorne ins Auto. Den
Parkausweis kann beim zuständigen Straßenverkehrsamt beantragt werden.
Voraussetzungen sind ein Behindertenausweis und die Merkzeichen “aG” oder
“Bl”, also “außergewöhnliche Gehbehinderung” oder “Blind”. Neben dem
Parkausweis solltet ihr nach einer Durchfahrtsgenehmigung fragen und
ausdrücklich auf einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe der
Behindertentoiletten bestehen.
Ach ja: Für einen Parkplatz auf dem Hauptzeltplatz fallen Gebühren in Höhe
von 20 € an. Plätze auf dem ruhigeren Parkplatz kosten zwar nur 10 €,
allerdings ist hier der Weg zu den Sanitäranlagen weiter und man ist weit weg
vom Geschehen.
Ganz anders als wir, denn wir waren nur wenige Meter von der Mainstage
(Hauptbühne, dem Zelt des DRK, der Toilette und des Festivalsupermarkts
entfernt. Perfekt gelöst, würde ich sagen. Mittlerweile war es 14:00 Uhr.
Direkt hinter uns kamen auch schon unsere Mitstreiter, meine gute Freundin
Pauline und Jasmin, die sie auf einer YAT-Reise kennengelernt hatte und von
unserer Idee, gemeinsam aufs Festival zu gehen, überzeugen konnte.
Pauline brachte auch unser Zelt mit, welchen theoretisch Platz für sechs
Personen bieten sollte. In unserem Fall für vier Personen und zwei Rollstühle.
Nachdem das Zelt in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut und einem
provisorischen Schlafzimmer halbwegs ähnlich sah, stürzten wir uns das erste
Mal ins Getümmel und genossen eine erfrischende Spezialität hier,
alkoholisches Wassereis. Festival eben!
Ich war sehr glücklich: Das Gefühl, auf einem Event dabei zu sein, auf dem
30.000 andere Menschen feierten und man im Rollstuhl zwar auffiel aber
nicht besonders interessierte. Ich war eine von vielen, mittendrin und einfach
da. Unbeschreiblich!
Wieder zurück auf dem Zeltplatz, packte uns ein größerer Hunger. Also holten
wir Fleisch, Würstchen, Grillkäse, Bier und Energy-Drinks aus der Kühltruhe,
die am Zigarettenanzünder des Autos (ein Fehler!!!) angeschlossen war.
Anschließend versuchten wir uns an den Einweggrills, mussten aber leider
feststellen, dass diese Erfindung so gut wie gar nicht funktionierte. Zum Glück
hatten wir nette Nachbarn, die uns unser Essen mit einem richtigen Grill
schnell und lecker zubereiteten. Das Geld für Einweggrills könnt ihr euch also
schon sparen! Beim “Abendessen” kam auch zum ersten Mal der Campingstuhl
zum Einsatz, was für eine Wohltat für meine liebe Wirbelsäule!
Gegen 19:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Mainstage, heute standen
Gestört Aber Geil, Cluseo, Chefboss, Trailerpark und Felix Jeahn für uns auf dem
Programm. Bei diesen Künstlern konnte das heute nur ein unvergesslicher
Abend werden.
Auch wenn diese Aussage etwas von der früheren Zeit im Kindergarten hat,
aber geht nochmal auf die Toilette, bevor ihr euch auf den Weg zur Bühne
macht! Das Dixi am DRK-Zelt war einfach das Beste, denn in diesem Jahr
wurde sehr auf die ausschließliche Nutzung von Rollstuhlfahrern oder
Gehbehinderten geachtet. Deswegen war es dort auch sehr schön sauber. Dixi
bleibt natürlich Dixi und auch hier waren es wie in jedem anderen gefühlte
1.000 Grad, trotzdem konnte man es hier für eine gewisse Zeit aushalten. Der
zweite Grund, warum ihr sanitäre Angelegenheiten vor dem Konzertbesuch
erledigen solltet, ist der Weg zur Hauptbühne. Dieser ist zwar nicht weit,
jedoch sehr steinig und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Prinzipiell würde ich das Festival mit seinen asphaltierten Wegen als relativ
barrierefrei einstufen, warum es gerade zur Hauptbühne nur so einen steinigen
Weg, kann ich euch tatsächlich nicht beantworten. Dieses Problem sollte man
wahrscheinlich einmal beim Veranstalter ansprechen!
Achtung: Eigene Getränke sind auf der Mainstage nicht gestattet!
Wie dem auch sei: Wir hatten einen tollen ersten Abend mit toller Musik. Was
mich besonders glücklich machte, war die Anzahl von sechs Rollstuhlfahrern
auf der gewohnten Tribüne, von der man zwar einen entfernten Blick auf die
Bühne hatte, jedoch jede Menge Spaß und Sicherheit, etwas abseits von den
Menschenmassen. Auch wenn das vielleicht lächerlich ist, aber hier gab es im
Vergleich zu 2015 eine enorme Steigung. Pauline traf sogar bekannte Gesichter
vom letzten Jahr. Ein großes Festival mit Rollstuhlfahrern ist für mich
Teilhabe pur! Vielen Dank für diese positive Erkenntnis!
Tag 2 (Samstag, 03.06.2017)
Nachdem wir heute Morgen gegen 03:00 Uhr im Bett waren, schliefen wir
erstmal eine Weile ziemlich fest. Doch um 10:00 Uhr war dann auch für uns
die Nacht zu Ende, denn im Zelt stand die Luft und die Musik dröhnte laut aus
allen Richtungen, am lautesten allerdings von unseren eigenen Nachbarn, die
mit kompletter Anlage angerückt waren und denen die eigentlichen Künstler
gar nicht so wichtig waren.
Ich hatte tatsächlich viel besser geschlafen, als im letzten Jahr. Das lag zum
großen Teil daran, dass ich mich mit einer richtigen Decke zudecken konnte
und nicht nur mit einem Schlafsack zurechtkommen musste. Das machte die
Sache auf alle Fälle wesentlich bequemer.
Nun stand für uns alle ein Klamottenwechsel an. Duschen war leider nicht
möglich! Im Internet stand zwar etwas von behindertengerechten
Duschkabinen, diese waren aber nicht vorhanden. Auch hier werde ich mich
nachträglich noch einmal an den Veranstalter wenden. Paulines Bekanntschaft
Jan (E-Rollstuhlfahrer) hatte sich beschwert und bekam daraufhin einen
Transport zum nächsten Standort der Caritas (oder einem ähnlichen Träger)
finanziert.
Unser Frühstück mussten wir leider ins Zelt verlegen, da es regnete. Der Regen
würde uns später noch in ein größeres Abenteuer zwingen, aber dazu später.
Familie und Freunde machten sich Sorgen, da die Zeitungen von kräftigen
Stürmen auf der Halbinsel berichteten. Viel mitbekommen hatten wir
Samstags davon allerdings nicht.
Zu einem richtigen Frühstück gehörte natürlich auch ein starker Kaffee, vor
allem nach dieser Nacht. Auch daran sollte es uns nicht mangeln, denn ich
hatte den Campingkocher meines Vaters im Gepäck, welcher auch später für
unser Mittagessen sorgte. Jackpot! Sogar getoastetes Brot (Grill macht´s
möglich!) mit Käse, Wurst oder Nutella gab es dazu. Zum Abschluss
tatsächlich noch einen Apfel für jeden. Richtig komfortabel für einen
Campingtrip!
Wem das an Komfort allerdings noch nicht reicht: Im Real-Zelt, welches sich
zwischen Fressbuden und Getränkewagen, nahe der Hauptbühne, befindet,
kann man sogar frische Brötchen kaufen.
Der Regen hörte einfach nicht auf, doch auch im Zelt hatten wir jede Menge
Spaß. Wir kannten uns ja schließlich kaum (außer Pauline und ich) und so
entstanden die verrücktesten Unterhaltungen.
Nach etwa zwei Stunden nutzten wir den kurzen Moment der Trockenheit, um
uns im oben genannten Real-Zelt mit Eis von Ben&Jerrys und dem neusten
Schrei aus Hessen, Apfelwein aus der Dose und in vielen verschiedenen
Geschmacksrichtungen, einzudecken. Dazu gab es Nudeln mit Tomatensoße
aus der Dose, die wir mit dem Kocher erhitzten und aus Plastikbechern
löffelten. Was für ein Genuss! (Das Zeug schmeckte einfach nach NICHTS. Tja,
das ist Festival!)
Anschließend genehmigten wir uns alle ein Schläfchen, um heute Abend für
Alan Walker, Materia, Fritz Kaklbrenner und Co. fit zu sein.
Doch auch als wir nach einiger Zeit wieder aufwachten, hatte sich das Wetter
nicht wirklich gebessert. Nein, es regnete tatsächlich Blasen. Trotzdem wollten
wir uns in die Massen stürzen und nichts verpassen, denn dafür waren wir ja
schließlich hier. Frei nach dem Motto: “Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt
nur schlechte Kleidung!” Dem schlauen Menschen, dem das über die Lippen
gekommen ist, möchte ich sagen: DOCH, es gibt schlechtes Wetter!
Mit Regenjacken und Müllsäcken gewappnet, begaben wir uns also mitten ins
Geschehen. Zum Glück sahen alle aus wie wir. Der Rege war außerdem eine
gute Gelegenheit auch mal die anderen Stages, also die Zelte, in denen mehr
Elektro gespielt wurde. Auch wenn ich kein Fan von elektronischer Musik bin,
es war zumindest trocken. Mit dem Rollstuhl gab es keine Probleme, in das
Zeltinnere zu gelangen, dafür sorgten stabile Rollstuhlrampen.
Später wurde das Wetter dann besser. Alan Walker, Fritz Kalkbrenner und
Materia konnten wir also noch erleben. Doch vorher mussten wir noch etwas
Verrücktes machen, zum Beispiel uns bemalen lassen.
Ich muss zugeben: Alan Walker und Materia hatte ich ganz klar unterschätzt.
Es war wirklich ein unglaublicher Abend und das trotz Regen. Als wir früh um
02:00 Uhr wieder zu unserem Zelt kamen, hatten unsere lieben Nachbarn uns
eine Nachricht hinterlassen. …
Tag 3 (Sonntag, 04.06.2017)
Diese Nacht endete abrupt: Es regnete in Strömen, das Zelt drohte
einzustürzen. Wir mussten flüchten! Doch das war gar nicht so einfach, denn
das Auto sprang nicht an. Man hätte wohl die Kühltruhe zwischendurch mal
abstöpseln sollen… Zum Glück hatten wir die Feuerwehr nebenan, die uns
Starthilfe gab.
Also schnell das Wichtigste geschnappt und los. Aber wohin? Der McDonalds
im Nachbarort war unsere Rettung! Doch diese Idee hatten auch viele andere
Festivalgäste, es war also brechend voll. Umso besser, dann konnte die Party
hier weitergehen.
Über einen Wasserhahn mit fließendem Wasser und eine Toilette mit Spülung
freuten wir uns wie die Schneekönige!
Nach etwa drei Stunden beim Gelben M und einer Menge ekelhaften Fast
Food, wagten wir uns wieder zurück zum Zeltplatz. Hier mussten wir erstmal
die Auswirkungen des Unwetters wieder in Ordnung bringen.
Anschließend schlief ich eine Weile im Zelt von Jan, denn sein Zelt war
irgendwie standsicherer als unseres.
Am Abend besserte sich das Wetter. Das war gut so, denn gleich spielte
Kraftklub und auf die freute ich mich ganz klar am meisten.
Vorher an einer der Fressbuden noch etwas gegessen und ein T-Shirt von
diesem Jahr gekauft (bei mir Pflicht), dann konnte es auch schon losgehen.
Trotz der Aufregung heute früh feierten wir an diesem Abend alle gemeinsam
die wildeste Party!
Gegen 04:00 Uhr früh kamen wir bei mir zu Hause an, halbtot und mit einem
platten Reifen aber glücklich. Heute Abend sollte es wieder nach Potsdam
gehen. …
Fazit: Auch wenn das Sputnik Springbreak über keine behindertengerechte
Dusche verfügt und die Wege zur Hauptbühne etwas uneben sind, ist der
Service und die Barrierefreiheit hier zu großen Teilen doch sehr befriedigend.
Um den Rest werde ich mich noch kümmern! Wer also die Musik mag, ein
Abenteuer erleben aber erstmal etwas kleiner anfangen möchte, der ist hier
genau richtig. Also, worauf wartet ihr noch?
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